Unsere Lieblingsbücher

Pardon Bonbons

Bildquelle:Bohem Press
Pardon Bonbons
eine Geschichte von Marjaleena Lembcke
mit Bildern von Malin Neumann
42 Seiten
1. Aufl. 2018
Bohem Press
ISBN 978-3-95939-054-5
16,95€
 
"Eine Parabel voller Lebensweisheiten, die uns zeigt:
Es ist nie zu spät, Entschuldigung zu sagen."
 
Der Bohem Verlag ist bekannt für seine wundervollen Bilderbücher, die sowohl inhaltlich als auch gestalterisch immer etwas besonderes sind. Mit künstlerischem Anspruch an die Illustrationen, ohne abgehoben zu sein, einer Geschichte die eine Botschaft vermittelt und einer edlen Aufmachung ist jedes Buch, das man in den Händen hält ein kleiner Schatz.
So auch dieses wunderbare Buch, das sowohl unsere Lesekinder als auch uns Erwachsene gefesselt hat.
Schon das Cover in stimmungsvollem Mittelblau mit Blick auf den Laden und dem so geheimnisvollen Titel "Pardon Bonbon" macht neugierig.
Schlägt man das Buch auf sieht man 3 asiatische Lampions. Eine Seite Weiter ein Teller mit Bonbons und noch eine Seite weiter beginnt die Geschichte in der wir zunächst etwas über Herrn Hoi, den Besitzer des "Pardon Bonbon" erfahren.
Herr Hoi kommt aus Thailand. Als junger Mann ist er nach Deutschland gekommen, hat hier gearbeitet und sich später mit einem Süßwarengeschäft selbständig gemacht.
Stimmungsvolle Bilder auf blauem Untergrund nehmen uns mit in eine faszinierende Welt, wie aus vergangenen Tagen und voller asiatischem Flair.
Und dann, dann stehen wir mitten in seinem Paradies.
 
 
Eine schier unendlich scheinende Fülle an Eindrücken warten auf den Betrachter.
Alles ist so liebevoll von Herrn Hoi eingerichtet und von Malin Neumann gezeichnet, das es ein wahres Glücksgefühl auslöst das, über die ganze Doppelseite gehende, Bild anzuschauen, wahr zu nehmen, auf sich wirken zu lassen.
Wunderbare Farbkompositionen und viele kleine Details aber vor allem auch der stille lächelnde Herr Hoi machen das Bild zu etwas ganz besonderem.
Wir erfahren viel über diesen besonderen Menschen, der stets freundlich und mit viel Liebe zu seinen Produkten und Kunden im Leben steht.
Wir erfahren das er Erwachsene wie Kinder stets gleich behandelt und jeder Besucher, der seinen wunderschönen Laden betritt höflich und sehr zuvorkommend von ihm betreut wird, egal ob er etwas kauft oder sich nur umschaut .Herr Hoi hat sogar ein eigenes Bonbon kreiert das er kostenlos an alle ab gibt.
 
 
Viele meinen er sei zu großzügig und würde seine Kunden zu sehr verwöhnen, doch für ihn ist es eine Herzensangelegenheiten die Menschen glücklich zu machen auch  wenn es nur durch ein Lächeln oder ein kostenloses Bonbon ist.
Herr Hoi hat einen Sohn, der seinem Vater hin und wieder im Laden hilft.
Nicht immer versteht er die Gutmütigkeit seines Vaters.
Und nun beginnt die eigentliche Geschichte, quasi eine Geschichte in der Geschichte.
Eines Tages betreten 4 Kinder den Laden. Ein Mädchen und drei Jungen.
 
 
Das Mädchen fragt nach ihrem Vater, der nicht da ist. Herr Hoi bedauert nicht weiter helfen zu können und gibt den Vieren ein Bonbon.
Herr Hois Sohn wundert sich über das Verhalten des Vaters denn es ist ganz offensichtlich, dass die Kinder nur gekommen waren um ein Bonbon zu bekommen.
Die Kinder kommen nun jeden Tag. Immer fragt das Mädchen etwas von dem es weiß, dass Herr Hoi es nicht hat und jedes Mal bekommen sie ein Bonbon angeboten.
Der Sohn versteht nicht, das der Vater sich so leicht hinters Licht führen lässt schließlich ist ganz offensichtlich, das das Mädchen nur ein Ablenkungsmanöver startet damit die Jungen heimlich etwas klauen können. Als er seinen Vater darauf anspricht und der im erklärt, dass er das sehr wohl mitbekommen hat ist er noch verwunderter.
Doch als das Gespann am nächsten Tag erneut das Geschäft betritt und er auch dieses Mal nicht das Gewünschte vorrätig hat erklärt ihnen etwas was alle peinlich berührt und verunsichert. So sehr, dass die Kinder  nie wieder kommen.
Die "Pardon Bonbons" die Herr Hoi seinen Kunden schenkt, das muss man wissen, sind etwas besonders. So besonders, das man das Bedürfnis hat sich zu entschuldigen wenn man es in den Mund nimmt.
 So vergeht die Zeit. Monate und Jahre in denen Herr Hoi seinen Laden führt, bis er alt und grau ist und seinen Lebensabend geniest während sein Sohn den Laden weiterführt.
Eines Tages bringt der Postbote einen besonderen  Brief.
Was das für ein Brief ist verrate ich hier noch nicht, aber es ist der ganz besondere Abschluss dieser Geschichte, die auch optisch und drucktechnisch für uns Leser etwas besonders ist und damit meine ich nicht nur die wunderbaren Illustrationen.
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Es ist eine leise Geschichte, die unsere Lesekinder mit großen staunenden Augen verfolgten. Keine Zwischenfragen, es war ganz still. Nicht gelangweilt sondern gespannte, staunend und ein wenig nachdenklich.
Wir haben lange und viel über Herrn Hoi gesprochen. Für die Kinder war es schon besonders, dass es überhaupt noch solch ein Geschäft geben soll. Als ich ihnen erklärte, das es in der Tat noch viele kleine Läden gibt, die von Menschen mit viel Liebe und Herzblut geführt werden konnten sie es nicht so recht nachvollziehen. Ein Kind erzählte, das es immer mit den Eltern im Bauernladen einkauft und dort auch etwas geschenkt bekommt einige bekamen in der Apotheke schon mal ein Bonbon aber keiner wäre auf die Idee gekommen so "gemein" zu sein wie die vier Kinder der Geschichte.
Das Ende hat sie sehr beschäftigt und alle fanden es ein gutes, sehr versöhnliches Ende.
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Dies ist eine Geschichte, die Kinder ab 4 Jahre verstehen aber wunderbar auch in Grundschulen gelesen werden kann.
Und die meisten meiner Stammleser wissen, das ich mit Kindern auch in Senioreneinrichtungen gehe um gemeinsam zu lesen.
Die Senioren waren genauso, vielleicht sogar noch etwas mehr, wie die Kinder.
Ein ideales Buch für die ganze Familie. Absolut generationsübergreifend.