Unsere Lieblingsbücher

Eisbjörn

Bildquelle: Thienemann Verlag
Eisbjörn
von Max Kaplan
mit Bildern von Lev Kaplan
32 Seiten
1. Aufl. 2017
Thienemann Verlag
ISBN: 978-3-522-45846-7
14,99€

"Das unglaubliche Abenteuer eines tapferen Mäuserichs"


Was für ein stimmungsvolles Buch!
Wie aus einer anderen Zeit

Ist es das besondere Graublau des Himmels das auf die tief grauen, tosenden Wellen trifft in Verbindung zum Strand und dem rot weißem Leuchtturm, das diese besondere Atmosphäre ausmacht oder der Mäuserich mit seinem blau-weiß geringeltem Strandhemd?
Oder ist es einfach die Kombination aus allem?
Der Blick des Mäuserichs ist schon sehr markant. Macht neugierig auf die Geschichte.
Eine Geschichte, abenteuerlich , und heldenhaft.
Mitreißend, detailreich und ebenso stimmungsvoll erzählt wie die Bilder. In einer Sprache, die  einen an die schönen alten Märchen erinnert. Eine wortgewaltige Sprache, die uns in jedem Wort mitfühlen lässt. Wenn von "schweren Schritten" die Rede ist fühlt man die Schwere dieser Schritte ,genauso wie die einladenende Wärme in der Stimme die sagt:" Aber hör mal, dir muss doch unheimlich kalt sein!"
Dazu die genauso stimmungsvollen Bilder, die unser Gefühl verstärken. Die das Geschehen visualisieren, erklären, weiter erzählen, was im Text zu viel Raum einnehmen würde.
Noch bevor wir in die Geschichte eintauchen, haben uns die Illustrationen schon in eine Grundstimmung versetzt, die den Zugang zur Erzählung ebnet, uns öffnet für das was wir gleich erfahren werden.
Lev Kaplan hat schon viele Bücher illustriert. Er hat einen ganz eigenen Stil, der sich von dem was wir in Bilderbüchern finden sehr stark unterscheidet. 
Wer mehr über ihn und seine Werke erfahren möchte der sollte diesem Link folgen:
oder auch diesem hier:

Vater und Sohn haben mit diesem Buch etwas geschaffen, das sehr besonders ist. Wie aus einer längst vergangenen Zeit, nehmen sie uns mit in eine abenteuerliche Geschichte, die uns auch nach dem Zuklappen des Buches noch begleiten wird.
Ein Buch, das man immer und immer wieder herausholt um in den Bildern zu versinken und sich an der Geschichte zu erfreuen.
Gerade an kalten Wintertagen, gemütlich eingekuschelt in eine Decke wird sie uns besonders erfreuen.

Was mich dabei besonders fasziniert ist die Tatsache, das die Geschichte von einem 19 jährigen geschrieben ist.
Seine erste Bilderbuchgeschichte.
Und auch wenn er später Filmemacher werden möchte bleibt zu hoffen, das er uns mit noch vielen weiteren Bilderbuchgeschichten erfreuen wird, denn das Vater Sohn Gespann ist wirklich einmalig.

Jetzt habe ich so viel zum Buch erzählt aber noch gar nichts zur Geschichte.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einfach sagen:" Leute kauft euch dieses wunderbare Buch!" doch ich weiß, man kann sich nicht jedes Buch kaufen nur weil jemand es sagt und überhaupt, die Geschmäcker sind verschieden. Nicht jeden spricht das an was mir gefällt. Also erzähl ich auch worum es in diesem Buch geht.

Eisbjörn, ein kleiner Mäuserich ist ausgezogen um die Welt zu entdecken und mutig zu werden. Bei Sonnenschein wäre so etwas vielleicht ja noch ganz angenehm doch die Geschichte beginnt an einen stürmischen, regnerischem Tag. Völlig durchnässt möchte er nur noch ins Trockene. Der alte Leuchtturm scheint seine Rettung. Als er dann  aber einen Menschen erblickt wird ihm ganz anders zu Mute. Menschen kennt er als Feinde. Nicht so aber dieser nette alte Mann, der ihn liebevoll einlädt mit ihm hinein zu kommen.
Der Beginn einer besonderen Freundschaft.
Gustav, der Leuchtturmwärter nahm Eisbjörn herzlich auf. Er gab ihm zu Essen und zu Trinken, erzählte ihm spannende Geschichten über den Leuchtturm und brachte ihm sogar allerlei nützliche Dinge bei. Schon bald konnte der kleine Mäuserich das Morsealphabet und er kannte viele Seemannsknoten. Eisbjörn liebte es Seemansknoten zu machen während Gustav erzählte.
Eines Tages, es war wieder einmal sehr stürmisch, der Regen peitschte auf den Leuchtturm, da musste Gustav oben auf die Spitze um etwas zu reparieren. Dabei muss er so nass geworden sein, das er sich einige Stunden später  hundeelend ins Bett legen musste.
Eisbjörn, hielt während dessen die Stellung und kümmerte sich rührend  um Gustav. Plötzlich funkte ein Schiff SOS. Es war in Seenot und Gustav ließ sich einfach nicht wecken. Blieb nur eine Lösung um eine Katastrophe zu verhindern, Eisjörn musste sich selbst etwas einfallen lassen. Er musste das Leuchtfeuer entzünden um dem Schiff den Weg zu weisen. Einfallsreich und mutig gelingt ihm der gefährliche Weg auf die Leuchturmspitze doch damit ist er noch längst nicht am Ziel.
Ein Tuch verklemmt die Zahnrad Automatik, die zum betätigen der Leuchte nötig war.
Ob es dem kleinen Mäuserich gelingen wird, rechtzeitig das Leuchtfeuer zu entzünden?
*
Ein wahrlich atemberaubendes Unterfangen.
Ein Wettlauf mit der Zeit den Eisbjörn da auf nimmt.
Dieser kleine Kerl gegen die riesige Technik.
*
Na, habe ich zu viel versprochen?
Ein gewaltiges Abenteuer wartet da auf Eisbjörn und uns.
*
Das ganze Ausmaß spiegelt sich nicht nur in den ausdrucksstarken Bildern wieder sondern eben auch in der Erzählung, die einen in jeder Sekunde im wahrsten Sinne des Wortes mitreißt, als wären wir selbst im Sturm.
*

Heute erhielt ich das Buch. Draußen regnete es in Strömen, nur der Strum blieb aus. Die Schulkinder kamen in der Mittagspause und fragten mal wieder ob ich etwas vorlesen könnte.
Was lag da näher als dieses wunderbare Buch, das ich stunden zuvor schon einmal in den Händen hatte vor zu lesen.
Ich war erstaunt wie sehr sich die Kinder in diese Geschichte hineinversetzten. Es war mucks Mäuschen still, die Augen wurden mit jeder Minute der Spannung größer genau wie die Spannung ihrer Körperhaltung als Eisbjörn den Wettlauf mit der Zeit antrat. Und ein tiefes Seufzen und Aufatmen leitete die Anspannung aus als die Geschichte zum Ende kommt.
Solche Reaktionen erlebe ich nicht all zu häufig in diesem Extrem.
Für mich ein Zeichen für eine tolle Geschichte.
Erst nach der Lesung sahen sich die Kinder in Ruhe die Bilder an. Normalerweise zeige ich die Bilder ständig. Hier hätte es in entscheidenden Situationen nur abgelenkt daher verzichtete ich im Mittelteil, wo es richtig spannend ist darauf. 
Ich denke es war genau das Richtige denn  so konnten sich die Zuhörer erst einmal ihre eigenen Bilder in der Phantasie machen und waren nicht durch die sehr detailreichen, originellen Illustrationen abgelenkt. Denn die Visualisieren nicht nur die Dramatik der Geschichte sehr eindrucksvoll sondern warten mit soviel Originalität auf, das sie der Geschichte beim ersten Vorlesung vielleicht etwas Spannung geraubt hätten.
Da sehen wir zum Beispiel eine kleine Leiter, die Eisbjörn sich aus Buntstiften und Seil gebaut hat und Werkzeug das er zusammenbaut wie ein kleines Katapult.
Dinge, die Kinfer schnell entdecken, weil sie witzig oder orginell sind aber wo sich dann auch die Aufmerksamkeit auf diese Dinge konzentriert.
Bei einem wiederholtem Lesen kann man die Bilder gut mit einbeziehen oder wenn kleinere Kinder mit zuhören um die Spannung nicht zu groß werden zu lassen für größere Grundschulkinder jedoch, die Spannung mögen ist es auch mal gut etwas zunächst nicht zu zeigen um die Spannung wie geschildert zu halten.

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Ach, so!

Eins noch!
Dieses Buch ist wirklich nicht nur was für Kinder.
Es gibt auch unter den Erwachsenen Bilderbuchfans.
Für sie ist dieses Buch bestimmt ein tolles Geschenk.

Ich habe es heute  in unsere Seniorengruppe mitgenommen und alle, wirklich alle waren begeistert!

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